Titel:Anderes Produkt Das weiße Band
Herausgeber:Matthias Film gGmbH, Berlin 
ISBN/Mediennummer:Bestell-Nr. bei Matthias-Film: AR02022-004 

Bewerter:Projektgruppe des IB&M der GPI

Teil I: P�dagogische Bewertung4.8 Punkte - Pr�faspekt und das didaktische Anliegen sind in sehr guter Art und Weise konzipiert und realisierbar. - sehr gut (1)
Das DMP "Das weiße Band" (Herstellungsjahr des DMP 2010) fußt auf dem mehrfach preisgekrönten Schwarz-Weiß-Film "Das weiße Band - eine deutsche Kindergeschichte" von Michael Haneke (145 Minuten, s/w, Herstellungsjahr des Films 2009). Michael Haneke, 1942 in München geborener österreichischer Filmregisseur und Drehbuchautor, u.a. bekannt durch Filme wie "Die Klavierspielerin", "Cache" u.v.a. gelang 2009 mit dem Film "Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte" ein weiterer eindrucksvoller herausragender dichter und vielfach dekorierter Spielfilm. (Der Film gewann den Europäischen Filmpreis in den Kategorien Film, Regie und Drehbuch; im Wettbewerb der 62. Internationalen Filmfestspiele von Cannes wurde er mit der "Goldenen Palme" ausgezeichnet. Er erhielt den Golden Globe Award in der Kategorie "Bester Fremdsprachiger Film". Der Film war 2010 in Berlin großer Favorit und erhielt den deutschen Filmpreis 2010 in zehn Kategorien - u.a. für: bester Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller Burhhart Klaußner und Nebendarstellerin Maria-Victoria Dragus.) Der Film "Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte", in dem Susanne Lothar, Ulrich Tukur, Burghart Klaußner u.a. Hauptrollen spielen, ist ein zutiefst - im guten Sinne - moralischer Film. Angesiedelt am Vorabend des Ersten Weltkriegs, schildert er mysteriöse Vorfälle in einem kleinen norddeutschen Dorf. Der Untertitel des Films läßt zunächst eine Kindergeschichte vermuten. Das ist sie keineswegs; denn der Film deckt subtil und offen die Mechanismen einer autoritären Gesellschaft auf. Er zeigt, wohin unnachggiebig steife Erziehungsordnung und entsprechende Gesellschaft führen können, wenn Zwischenmenschlichkeit von untergeordneter Bedeutung ist und stattdessen formale Regeln ethische Maßstäbe ersetzen bzw. sind. Die TAZ charakterisierte den Film als Meisterwerk über Autorität und Charakterdeformation (vgl. Presseinf. im DMP). Das DMP "Das Weiße Band" beschäftigt sich auf der genannten Filmgrundlage somit mit einer zutiefst ethischen Problematik. Im kleinen norddeutschen Dorf gibt es in den Jahren 1913/14 eine Dorfhierarchie, angeführt vom adeligen Gutsherren, dem Arzt und dem Pastor - einem Pastor, der seine Kinder zur Strafe für das kleinste Vergehen ein weißes Band tragen lässt. Auf einmal wird der Dorffrieden durch mysteriöse Ereignisse gestört. Der scheinbar kinderliebe und freundliche Arzt erleidet einen (absichtlich herbeigeführten) Reitunfall durch einen gespannten Draht. Der Sohn des selbstgerechten Gutsherren wird entführt. Der behinderte Sohn der Hebamme wird schwer misshandelt. Diese 'Bestrafungen' nehmen rituellen Charakter an. Sind es die Kinder und Jugendlichen des Dorfes? Wird durch diese Taten ihre eigene Erziehung widergespiegelt? Dieser Verdacht des jungen Dorflehrers bleibt im Raum stehen; denn der Beginn des 1. Weltkriegs lässt die Vorfälle im Dorf zur Nebensache werden. Aber: Finden sich nicht hier die Wurzeln von Zukünftigem? Die Inhalte des DMP „Das weiße Band“ sind in 19 Kapitel gegliedert: 1. Der Reitunfall des Arztes. 2. Das weiße Band. 3. Ein weiterer Unfall. 4. Das neue Kindermädchen. 5. Ein Gespräch über den Tod. 6. Die Bestrafung. 7. Erntedank. 8. Unruhige Zeiten. 9. Auf der Flucht. 10. Unreine Gedanken. 11. Ein seltsamer Vorfall. 12. Werbung um Eva. 13. Jahreswechsel. 14. Rückkehr und böse Vorzeichen 15. Zarte Bande. 16. Ermittlungen. 17. Widerstände. 18. Verschwunden. 19. Kriegsausbruch. Die DVD-Video-Ebene beinhaltet: - den Film in 19 Kapiteln - M. Haneke im Gespräch mit Dr.M.Ganguly - Zusatzfilm "Das weiße Blatt" - Fotos von August Sander - Filmausschnitte. Die DVD-ROM-Ebene beinhaltet: - Infos zum Film - methodische Tipps - 24 Arbeitsblätter - 14 Textblätter - Medientipps. Das DMP "Das weiße Band" ist insgesamt ein umfangreiches Paket vielfältiger, unterschiedlich bezeichneter und zunächst nicht leicht überschaubarer und zuordenbarer (jedoch inhaltlich logisch wie didaktisch-methodisch sehr gut durchdachter) einzelner Zusatzmaterialien in Form von Filmausschnitten, von Extras, von Info-, Text- und Arbeitsblättern ... Hervorhebenswert ist dabei das sensibel und filmanalytisch aufschlussreiche Gespräch der Autoren (von DMP und Film) für die Rezipienten als besonders informativ.

Teil II: Didaktische Bewertung5.0 Punkte - Pr�faspekt und das didaktische Anliegen sind in sehr guter Art und Weise konzipiert und realisierbar. - sehr gut (1)
Das DMP "Das weiße Band" besticht in seinem didaktisch-methodisch und inhaltlich problemorientierten Herangehen, gebunden an einen ethisch-moralischen Stoff/Inhalt, angesiedelt im vorigen Jahrhundert. Zum Verständnis und zur Auseinandersetzung mit dem Geschehen wird eine Vielzahl methodisch gut aufbereiteter Materialien unterschiedlicher Art angeboten. Der vorrangig angezielte Nutzerkreis ist in der Sekundarstufe II, in der Jugendarbeit, in der Gemeindearbeit, in der pädagogischen Aus- und Weiterbildung mit den Sach- und Fachbezügen: Geschichte, Ethik, Religion, Politik, Gesellschaftskunde, Pädagogik, Psychologie und Projektarbeit zu sehen. Im Mittelpunkt stehen dabei Erziehung und Pädagogik; Gewalt, Kindheit, Jugend, Familie im Wilhelminischen Zeitalter.

Teil III: Mediale Bewertung4.2 Punkte - Pr�faspekt und das didaktische Anliegen sind in gelungener Art und Weise konzipiert und realisierbar. - gut (2)
Die Gesamtgestaltung des DMP "Das weiße Band" ist auf der Grundlage des gewählten Filmmaterials hochemotional, problemorientiert und spannungsgeladen. Sie ist inhalts- wie auch adressatengerecht. Hervorhebenswert ist der wirkungsvolle Einsatz des Schwarz-Weiß-Filmvorgehens. Aussagekräftig, spannend, inhaltlich anregend, auf Wesentliches orientiert gelungen sind alle Materialien in ihrer Gesamtgestaltung, die in Aufbau und Struktur dem 'Matthias-Filmprinzip' entsprechen, das grundsätzlich auf bemerkenswerten Filmgrundlagen beruht.

Teil IV: Bedienungsbewertung4.2 Punkte - Pr�faspekt und das didaktische Anliegen sind in gelungener Art und Weise konzipiert und realisierbar. - gut (2)
Das DMP "Das weiße Band" ist selbsterklärend. Bedienung und Handhabung sind übersichtlich - ebenso wie Navigation und Steuerung. Leider enthält das Cover keine Angaben zu den Systemvoraussetzungen. Das Begleitmaterial bietet ein weites Angebot zur selektiven individuellen Nutzung: 1 Eine Geschichte von Michael Haneke Infoblatt 1: Michael Haneke und seine Filme Textblatt 1: Michael Haneke – eine Werkbetrachtung; Arbeitsblatt 1: Haneke im Fokus. Arbeitsblatt 2: Hanekes Filme. Zusatzmaterial DVD: Michael Haneke im Gespräch mit Martin Ganguly. 2 Eine Geschichte in einem protestantischen Pfarrhaus. Infoblatt 2: Das Pfarrhaus bei Haneke. Infoblatt 3: Das Pfarrhaus in der Kirchengeschichte. Infoblatt 4: Das Pfarrhaus und seine Kinder. Infoblatt 5: Fallbeispiel Speckmann. Infoblatt 6: Fallbeispiel Benn. Infoblatt 7: Fallbeispiel Trillhaas. Infoblatt 8: Fallbeispiel Wessel. Arbeitsblatt 3: Pfarrhaus. Arbeitsblatt 4: Pfarrhauskinder. 3 Eine Geschichte vor 100 Jahren. Infoblatt 9: 1914. Infoblatt 10: Historische Bilder. Infoblatt 11: Geschlechterrollen. Infoblatt 12: Setdesign. Arbeitsblatt 5: Historische Bilder. Arbeitsblatt 6: Geschlechterrollen. Arbeitsblatt 7: Drehorte Zusatzmaterial DVD: DVD-Extra 1: vor 100 Jahren; DVD-Extra 2: Mobilität; Fotografien von August Sander; 4 Eine Geschichte von kleinen und großen Untertanen Textblatt 2: Der Untertan Textblatt 3: Im Westen nichts Neues Textblatt 4: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß Arbeitsblatt 8: Der Untertan Arbeitsblatt 9: Im Westen nichts Neues Arbeitsblatt 10: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß Arbeitsblatt 11: Kleine und große Untertanen Arbeitsblatt 12: Hebamme-Arzt Arbeitsblatt 13: Die Strafe Arbeitsblatt 14: Schlussszene Zusatzmaterial DVD: DVD-Extra 3: Autoritäten; DVD-Extra 4: Untertanen; DVD-Extra 5: Eltern und Kinder; DVD-Extra 6: Liebe und Sexualität; DVD-Extra 7: Der Untertan (Ausschnitt aus dem Defa-Film von Wolfgang Staudte von 1951); 5 Eine Geschichte von Erziehung und Strafe; Textblatt 5: Der autoritäre Charakter; Textblatt 6: Schwarze Pädagogik und antiautoritäre Erziehung; Textblatt 7: Alice Miller: „Am Anfang war Erziehung“; Textblatt 8: Schüleressay: Weißes Rauschen; Textblatt 9: Schüleressay: Weiße Bänder, weiße Fahnen; Textblatt 10: Schüleressay: Die Farbe Weiß; Textblatt 11: Schüleressay: Ursachen von Gewalt; Textblatt 12: Schüleressay: Reinheit und Unschuld; Arbeitsblatt 15: Drehbuchauszüge: Erziehung und Strafe; Arbeitsblatt 16: Der autoritäre Charakter; Arbeitsblatt 17: Das Lewin-Experiment; Arbeitsblatt 18: Schwarze Pädagogik und antiautoritäre Erziehung; Arbeitsblatt 19: Schüleressays Zusatzmaterial DVD: DVD-Extra 8: Eltern und Kinder DVD-Extra 9: Der Traum 6 Medienkompetenz Textblatt 13: Ein feste Burg ist unser Gott Textblatt 14: Filmkritiken Arbeitsblatt 20: Schwarzweiß Arbeitsblatt 21: Sounddesign Arbeitsblatt 22: Ein feste Burg ist unser Gott Arbeitsblatt 23: Filmpreise Arbeitsblatt 24: Filmkritiken Zusatzmaterial DVD: DVD-Extra 10: Farbe und SW. DVD-Extra 11: Musik. DVD-Extra 12: Ein feste Burg ist unser Gott (Audiodatei).

Teil V: Gesamtbewertung18.4 Punkte - beispielhaftes didaktisches Multimediaprodukt - sehr gut (1)
Das DMP "Das weiße Band" ist ein beispielhaftes didaktisches Multimediaprodukt, das auf der Basis des mehrfach preisgekrönten Spielfilms "Das weiße Band - eine deutsche Kindergeschichte" von Michael Haneke fußt und das als DMP mit seiner pädagogischen, didaktisch-methodischen, filmanalytischen Aufbereitung und Umsetzung brilliert. Die Nutzer werden initiiert, geführt und unterstützt, den medial-gestalterisch einfühlsamen, dramaturgisch spannungsreichen, problem- und lösungsorientierten sozial-ethisch determinierten Filmhandlungsbogen in den Jahren 1913/1914 vor Beginn des Ersten Weltkrieges zu erkennen, Problemsicht zu gewinnen, den Spannungsbogen zu erkennen. Die didaktisch-methodische Umsetzung und Auseinandersetzung mit der Aussage des sozial-ethischen Filmwerks ist bemerkenswert.

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